ArtistTalk_SusannaKraus
ArtistTalk_HalinaHildebrand

6. März bis 24. April 2022

Photographien

Inszenierte Realitäten

Die Galerie Mutter Fourage präsentiert Photographien von

Franz Derra
Halina Hildebrand
Susanna Kraus in Zusammenarbeit mit Annegret Kohlmayer

Die Inszenierte Photographie, wenn auch in der Zeit von Franz Derra noch nicht in Bezug zu seinen Arbeiten als Beschreibung angewandt, ist doch für seine experimentelle Photographie genauso zutreffend wie für die photographischen Arbeiten von Halina Hildebrand und Susanna Kraus. Im Grundbegriff der Inszenierten Photographie ist die Realitätsnähe weniger bestimmend, dennoch ist sie in den Arbeiten der drei Photograph*innen dieser Ausstellung gegenwärtig. Im gleichen Maße wie die „Inszenierten Realitäten“ Gemeinsamkeiten aufweisen, so viel unterscheiden sie sich auch emotional, technisch, zeitlich und thematisch voneinander. Zusammen bilden die ausgestellten Werke ein künstlerisch sehr breites Spektrum der Experimentellen und Inszenierten Photographie, welches es zu entdecken gibt.

Susanna Kraus ist in München geboren und aufgewachsen. Von früher Kindheit an ist sie durch ihre Mutter, der Modephotographin Karin Kraus, mit der Photographie in Kontakt und bekommt so Einblick in die Analoge Photographie vom Set bis zur Dunkelkammer. Anfang der 80er Jahre zur Schauspielerin ausgebildet, spielte sie fünfundzwanzig Jahre lang an verschiedenen Theatern sowie für Film und Fernsehen. Seit 2005 auf die Photographie fokussiert, organisierte sie den Wiederaufbau der weltweit einzigartigen analogen IMAGO-Camera. Die großformatige, begehbare IMAGO-Camera, von ihrem Vater, dem Wissenschaftler Werner Kraus, Anfang der 70er Jahre erfunden, ermöglicht in ihrem Innenraum lebensgroße, analoge Schwarzweiß-Aufnahmen 1:1 auf ein spezielles Direkt-Positiv-Papier. Im Bereich der Inszenierten Photographie arbeitet Susanna Kraus ausschließlich mit diesem analogen Medium. Sie entwickelt die besonderen photographischen Prozesse der IMAGO-Camera ständig weiter und photographiert seit über einem Jahrzehnt Portraits und Stillleben. Die Photographien von Susanna Kraus wurden zahlreich national und international ausgestellt (u.a. Pinakothek der Moderne, München, ZKM Karlsruhe, KHM Wien, Abgeordnetenhaus Berlin).
In Zusammenarbeit mit der Wiener Photographin Annegret Kohlmayer (Dozentin an der Höheren Graphischen Versuchs- und Lehranstalt Wien) schuf sie 2017 unter Anwendung unterschiedlichster analoger Techniken ganz irreal anmutende botanische Photographien mit experimentellen Blumen- und Pflanzensujets.

Halina Hildebrand ist in Polen geboren und in den USA und später in München aufgewachsen. Zunächst galt ihr Interesse der Naturheilkunde. Nach ihrer Ausbildung zur Heilpraktikerin in München und in Taipeh führte sie ab 1993 eine eigene Praxis für Naturheilkunde in München sowie in Berlin. In dieser Zeit schon war die Kamera stets dabei, vor allem auf ihren zahlreichen Reisen. Ab 2009 studierte Halina Hildebrand an der Ostkreuz Schule für Photographie in Berlin. Seit über zehn Jahren steht nun die Photographie im ausschließlichen Fokus ihrer Arbeit. So entstehen Portraits von Menschen und deren Lebenswelten, Dokumentationen vielfältigster Landschaften und Kulturen. Ein weiterer Teil ihrer photographischen Arbeit ist das Thema Wald. So sagt sie selbst: „Der Wald ist Teil meines Lebens. Sobald ich ihn betrete, bin ich inspiriert und glücklich. Es ist, als ob sich meine Sinne schärfen und ich geführt werde“. Sie schafft mit ihren mehrfach belichteten Waldbildern, welche sich durch die übereinander gelegten Ebenen in Strukturen auflösen, eine neue Realität und stellt die gewohnten Denk- und Wahrnehmungsmuster in Frage – was auf den ersten Blick naturgetreu und wahrhaftig erscheint ist voller Brüche und Unvereinbarkeiten.

Franz Derra wurde am 3. März 1923 in Berlin geboren. Zunächst gehörte sein künstlerisches Interesse dem Schauspiel. Nach Abschluss der Schule 1942 und Militärdienst kehrte Derra ein Jahr nach dem Krieg wieder zurück nach Berlin. An Schauspiel zum Broterwerb war in dieser Zeit nicht zu denken, so begann er als Zeichenlehrer zu arbeiten. Franz Derra erhielt einen Studienplatz an der Meisterschule für das Kunsthandwerk und später an der Hochschule für Bildende Künste. 1954 trat Franz Derra eine Stelle als Kunstlehrer an. In der freien Zeit malte Derra bis er sich ab 1966 ausschließlich der Photographie widmete. Seine erste Ausstellung „Struktur und Rhythmus“ fand in der Stadtbücherei Kreuzberg statt. Museen, Kunstvereine und Galerien verweigerten sich anfänglich noch der künstlerischen Photographie. Franz Derra zeigte seine Arbeiten dennoch in vielen Ausstellungen – in öffentlichen und privaten Galerien wie dem Haus am Lützowplatz oder der Galerie Franz Mehring Berlin. Die Motive für seine photographische Arbeit fand Derra auf seinen Reisen. Die Herkunft der einzelnen Motive ist aufgrund der „Inszenierung“ und der dadurch entstehenden eigenständigen Strukturen und Rhythmen der Objekte nicht mehr zu verorten. Das photographische Werk von Franz Derra ist gekennzeichnet durch ein großes technisches Wissen und seine unbändige Experimentierfreude. Mittels Licht, Ausschnitt und Anordnung verwandelt er Dinge in etwas Geheimnisvolles. Franz Derra starb am 13. April 2000 in Berlin.

Öffnungszeiten
Freitag 14 bis 18 Uhr
Samstag und Sonntag 12 bis 17 Uhr
Und nach Vereinbarung

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